Gebührenpflichtig gegen Nazis – Deutschland 2025

Ich hatte kein Losglück – keine Karte für „Jamel rockt den Förster“. Geschenkt. Was mich wirklich getroffen hat, ist nicht der Zufall des Lostopfs, sondern die Logik eines Gerichtsbeschlusses.

Ein Festival, das sich seit Jahren mit Gitarren, Bühnenlicht und Zivilcourage gegen Neonazis stemmt, soll plötzlich Gebühren zahlen. Für eine Gemeindefläche, die vorher kostenlos war. Keine politische Entscheidung, sagt die Gemeinde. Nur Verwaltung.

Doch in einem Dorf, das de facto von Neonazis bewohnt wird, ist Verwaltung nie neutral. Und wer die Rechten duldet, aber den Widerstand bepreist, macht Politik – ob er will oder nicht.

Die Demokratien taumeln, die Autokratien marschieren. In Frankreich, den USA, in Ungarn, Russland, Indien, der Türkei – längst wird dort Demokratie nur noch als Etikett verwendet, nicht mehr als Inhalt.

Und Deutschland? Hat ein Festival gegen Nazis. Aber kein Geld dafür.

Das ist nicht nur provinziell, das ist fatal. Denn wer in Zeiten wie diesen nicht erkennt, wie politisch jedes Zeichen gegen Rechts ist, hat schon vergessen, wie die Geschichte klingt, wenn sie sich wiederholt.

„Jamel rockt den Förster“ ist kein Musikfestival mit Meinung. Es ist Meinung in Musikform. Es ist ein Notruf. Es ist der Beweis, dass Demokratie kein Zustand ist, sondern ein täglicher Akt.

Was sagt es über einen Staat aus, wenn der Mut zur Haltung nicht belohnt, sondern mit Gebühren belegt wird? Was sagt es über ein Land aus, wenn es seine antifaschistischen Leuchttürme nicht schützt, sondern ihnen Strom und Fläche berechnet wie einem Rummelplatz?

Man kann Demokratie nicht verwalten wie eine Straßenlaterne. Und wer glaubt, man müsse sich gegenüber Faschisten neutral verhalten, der hat nicht verstanden, was Neutralität in solchen Zeiten bedeutet: die falsche Seite gewinnen lassen.

Ich hatte keine Karte für Jamel. Aber diese Bühne gehört uns allen. Sie ist das, was vom aufrechten Gang übrig bleibt – wenn die Mehrheit zu bequem geworden ist, ihn selbst zu gehen.